Schule und Friedhof


Schule


Aus den Friller Kirchenbüchern geht hervor, dass es in Leteln bereits um 1660 eine Schule gab, denn der Letelner Schulmeister, ein gewisser Penningroth, wird in den Büchern erwähnt: „den 25. August 1686 ist Claus Pennigroth, gewesen 26 jährigen Schulmeister in Leteln begraben, alt 50 Jahre.“ Es folgt der Lehrer Kruse. Danach tritt 1703 sein Schwager Hans Heinrich Bleeke die Lehrerstelle in Leteln an und steht damit am Anfang von fünf Generationen Bleeken, die in Leteln gewohnt und unterrichtet haben. Die Schule befand sich sehr wahrscheinlich im Hause der Familie Bleeke, in Leteln Nr. 13, bis der letzte Lehrer am 1. Januar 1800 starb. Das Haus hatte längs der Diele Wohnräume, von denen einer als Schulraum gedient haben könnte, denn es gab in dem Haus 2 Feuerstellen, von denen aus je ein Beilegerofen beheizt werden konnte, d.h. es gab eine Wohnstube für den Lehrer und eine beheizbare Schulstube. Reste eines Gusseisernen Ofens aus der Mitte des 17. Jahrhunderts wurden bei Bauarbeiten auf dem Grundstück gefunden. Hier gingen die Kinder aus Leteln und Aminghausen zur Schule.

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Die Schule wurde nach 1800 in ein Haus am Dorfplatz verlegt, das später die Hausnummer 24 bekam. Hier hat dann die Schule etwa 40 Jahre lang bestanden. Bei Umbauarbeiten wurde ein Torbalken gefunden, dessen Inschrift Bezug auf die Verwendung des Gebäudes gibt: „Wo man die Jugend wol erzieht, viel Gutes da gewis geschieht.“ Der Balken wurde dem Mindener Museum übergeben. Die Gemeinde kaufte schließlich das Wohnhaus des Hofes Nr. 19 (Rösener). Die Familie hatte ursprünglich den Hof Nr. 6 besessen, ihn aber wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten verkaufen müssen. Auch der neue Hof Nr. 19 wurde verkauft und die Familie wanderte 1841 nach Amerika aus. Die freie Hausnummer wurde an einen anderen Hof vergeben, da die Schule steuerfrei war und daher keine Hausnummer benötigte. In dem Wohnhaus des ehemaligen Bauernhofes fand nicht nur die Schule statt, sondern hier wohnte auch der Lehrer mit seiner Familie. Es ist nicht bekannt, in welchen Räumen die Schulklasse untergebracht war. Anhand der Fotos lässt sich nur feststellen, dass das Kammerfach offensichtlich umgebaut wurde, da das Dach über dem Zweiständerfachwerk des Dielenendes hinausragt.

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Die räumliche Situation erforderte schließlich ein neues Schulhaus. Bei den Planungen war es zu Uneinigkeit über den neuen Schulstandort gekommen. Aminghausen propagierte einen Standort am sog. „Handwieser“, der Einmündung der Großen Trift in die Lahder Straße, konnte aber den Vorschlag nicht durchsetzen, da Leteln im Schulverband 2/3 der Kosten trug. 1883 kündigte Aminghausen dann den jahrhundertealten Schulverband mit Leteln. 1903 wurde auf dem Schulgrundstück an der Großen Trift eine neue Schule gebaut und am 31. Juli 1904 feierlich eingeweiht. Das weithin sichtbare Lehrerwohnhaus hatte zwei Wohnungen, eine mit 6 Räumen für den Hauptlehrer und Schulleiter eine zweite für den so genannten zweiten Lehrer. Bis 1967 wohnte der Schulleiter in der Letelner Schule. Es gab zunächst nur 2 Klassenräume. In den 1930er und 1950er Jahren wurde die Schule erweitert.

1963 wurde ein weiterer Anbau eingeweiht, der nun eine Pausenhalle, moderne Toiletten, das Gemeindebüro, eine Bibliothek, eine Sporthalle, ein Lehrschwimmbecken mit den Umkleideräumen und eine Aula enthielt.
Die ehemals selbständige Gemeinde Leteln hat viele Anstrengungen unternommen, um für ihre Schulkinder bestmögliche Voraussetzungen für den Schulunterricht zu schaffen. Bedauerlicherweise hat die Stadt Minden den Schulstandort in Leteln nicht erhalten.

Die Fotos von oben nach unten: Das Haus Nr. 13, in dessen Vorgängerbau sich bis 1800 die Schule befand. Die Letelner Schüler und Schülerinnen etwa 1880 vor dem Dielentor der alten Schule an der Großen Trift mit dem Lehrer Rosteck. Bis auf die Kinder des Lehrers tragen alle Kinder die ortsübliche Friller Tracht. Das letzte Foto zeigt die Letelner Schule Anfang der 1950er Jahre von Nordosten, bevor der Westflügel mit 4 Klassenräumen angebaut wurde.

Schule F

Friedhof


Friedhof
Wie alle Mitglieder des Kirchspiels Frille, wurden auch die Letelner in Frille beerdigt. Die Letelner hatten dabei einen weiten Weg und oft konnte man das Läuten der Friller Glocke in Leteln nicht hören, da ja Frille nordöstlich liegt und der Wind meist aus westlichen Richtungen kommt. Mit zunehmendem Selbstbewusstsein sorgten die Letelner dann auch für eine pragmatische Lösung. 1841 wurde ein Friedhof neben der Schule an der Großen Trift eingerichtet. Der Friller Friedhof lag ja an der Kirche, also in Schaumburg-Lippe, und das passte den preußischen Letelner nicht mehr. Sie wollten eben in Preußen begraben werden. Das führte wieder mal zu Streitereien mit dem Friller Küster, denn die Gemeinde hatte sich auch eine Glocke zugelegt. Das Läuten zu den Beerdigungen geschah nun in Leteln und nicht mehr in Frille. Der Friller Küster sah seine Einnahmen geschmälert und verlangte von den Letelnern, obwohl er nicht läutete, trotzdem sein Geld. Der Streit ging bis vor den König nach Berlin, aber der Ausgang ist leider in den Akten nicht überliefert.

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1875 wurde der Friedhof an der Schule wegen Platzmangel geschlossen und am Heidweg ein neuer Begräbnisplatz eingerichtet, auf dem die Letelner bis heute ihre Toten bestatten. 1954 wurde die Friedhofskapelle gebaut und 1955 eigeweiht, nachdem es bei der Mehrzahl der Letelner Familien nicht mehr möglich war die Bestattungen von zuhause aus durchzuführen. Auf dem Friedhof haben sich auch einige alte Grabsteine erhalten. Bis zum Neubau der Kirche erfolgte das Läuten zu den Beerdigungen immer noch vom Turm der Schule aus. Das erledigte bis 1963 der Glöckner Timmermann. Seit 1964 wurde dann von der neuen Kirche aus geläutet. Durch den "Glockenstillstand" wurde die Aufhängung der alten Schulglocke schadhaft und durch den Einbau eines Nistkastens konnte die Gemeindeglocke nun auch nicht mehr geläutet werden. Der Glockensachverständige aus Münster sprach nun die dringende Empfehlung aus sich um die Glocke zu kümmern, sie zu restaurieren und wieder läuten zu lassen. Die alte Schulglocke wurde aus Gründen des Denkmalschutzes aus dem Turm über der Schule entfernt und in einen neuen Glockenturm auf dem Friedhof überführt, von wo sie den Letelnern wieder auf ihrem letzen Weg läutet.

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Auf dem Friedhof befindet sich auch das Kriegerdenkmal für die Gefallenen und Vermissten des 1. Weltkrieges, das 1922 auf dem Dorfplatz aufgestellt und 1992 auf den Friedhof umgesetzt wurde. Neben dem Denkmal, einem großen Obelisken, liegt die Gedenkstätte für die Letelner Bombenopfer. Die Gedenktafeln für die Opfer des letzten Krieges wurden im Eingang der Friedhofskapelle angebracht. Es gibt auch eine Informationstafel der Stadt Minden mit einem Lageplan rechts neben der Friedhofskapelle.

Liste der Gefallenenaus Leteln beider Weltkriege
Liste der zivilen Opfer des 2. Weltkrieges aus Leteln und Aminghausen

Die Fotos zeigen (von links oben) die Detailansicht eines alten Grabsteins der Stätte Nr. 9 „Loffiens“, den Eingang unserer Friedhofskapelle, das Kriegerdenkmal und den Glockenturm.

© für alle Fotos: Jürgen Sturma, Minden