Kleine Chronik des Dorfes Leteln




Kleine Chronik des Dorfes Leteln
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Archäologische Funde belegen die Anwesenheit von Menschen im Bereich des Dorfes bereits seit der Steinzeit. Bronzezeitliche Besiedlungsspuren finden sich am Nordrand der Gemarkung.
Leteln wurde wenigstens seit dem frühen Mittelalter kontinuierlich besiedelt.
In einer undatierten Urkunde aus der Zeit zwischen 1019 und 1040 wird das
Gut Leteln zum ersten Mal in schriftlichen Quellen erwähnt. Spätere Schreibweisen sind Lethene, Lethelen, Letele, Letelen, Letellen und Leeteln. [Meineke, 2015]
In der Folge gelangen Dorf und Gut aus dem Besitz des Mindener Bischofs an die Grafen von Schaumburg, denen die umfangreichen Einkünfte zufließen. Eine Zehntscheune besteht bis in die 1920er Jahre.
In den Tagen um den 22. Juli 1342 wurde das Dorf durch die
Magdalenenflut, der vermutlich höchsten bekannten Überschwemmung der Weser überflutet. Man kann annehmen, dass das gesamte Dorf bis weit über die heutige Lahder Straße, die bei etwa 45m üNN liegt, überschwemmt und zerstört wurde.
Im 16. Jahrhundert werden in Leteln 10 Hofstellen genannt. Seit 1648 gehört das Dorf im
Fürstentum Minden zu Preußen. Spätestens seit 1660 gibt es eine Bauerschaftsschule mit dem Nachbardorf Aminghausen.
Die Letelner gehen seit Beginn der Aufzeichnungen der Taufen, Eheschließungen und Sterbefälle zur
Kirche in Frille. Für die obrigkeitlichen Aufgaben der Letelner war im Fürstbistum Minden das Amt Hausberge zuständig, wobei Leteln zur Vogtei 'Übernstieg' gerechnet wurde.
Am 7. Januar 1682 überschwemmt die Weser mit dem zweithöchsten bekannten Wasserstand mit 44m üNN das Dorf. In Minden steht das Wasser im Dom.
Im Jahr 1800 bestehen in Leteln 13 Hofstellen und die Schule. Mit der politischen Neuordnung der Verhältnisse nach den Befreiungskriegen werden die Dörfer nördlich der Stadt Minden und östlich der Weser aus Teilen der alten Ämter Hausberge und Petershagen im neu eingerichteten
Amt Windheim zusammengefasst.
Der Ort hat 1818 nur 155 Einwohner [Reekers, Schulz 1952] und ist einer der kleinsten im neuen Amt Windheim. 1842 wird in Leteln der erste
Friedhof angelegt. Mit dem Bau der Köln Mindener Eisenbahn und dem damit verbundenen Zuzug verdoppelt sich die Einwohnerzahl bis 1858. Es gibt verschiedene Handwerksbetriebe, darunter auch eine Dreschmaschinenfabrik, aber immer noch spielt die Landwirtschaft eine große Rolle.
1875 wird der zweite Friedhof am Letelner Heidweg eingerichtet.
Ende des 19. Jahrhunderts wird der Schulverband mit Aminghausen aufgelöst und Leteln errichtet 1903/1904 auf dem Grundstück der alten
Fachwerkschule an der Großen Trift ein zeitgemäßes und modernes Gebäude mit einer großzügigen Wohnung für den Schulleiter im Erdgeschoss und einer Wohnung für den zweiten Lehrer im 1. Obergeschoss [Sturma 2022]. Der Ort hat jetzt 831 Einwohner.
1902 werden Leteln und Aminghausen nach zähen Verhandlungen aus dem schaumburg-lippischen Kirchspiel Frille ausgepfarrt und dem preußischen
Kirchspiel St. Marien, Landgemeinde, zugeschlagen.
Durch den Bau des
Mittellandkanals und der zunehmenden Industrialisierung verlieren die Letelner Bauern große Ackerflächen in der Mindener Feldmark zwischen der Ortsgrenze und dem Wesertor.
Seit 1919 werden die Höfe und Haushalte in Leteln mit
elektrischem Strom versorgt. 1921 hat Leteln 114 Hausnummern. Das Kriegerdenkmal für die Gefallenen des ersten Weltkrieges wird 1922 eingeweiht. Anfang der 1920er Jahre wird die Zehntscheune an der Letelner Straße abgebrochen, ein Relikt des Letelner Gutes und Zehnten. 1933 hat Leteln 1216 Einwohner und liegt im Amt Windheim nach Dankersen und Schlüsselburg an dritter Stelle.
Die Letelner haben während des zweites Weltkrieges nicht nur die Opfer an gefallenen (102) und vermissten (31) Soldaten zu beklagen sondern auch zahlreiche Opfer an der zivilen Bevölkerung (70). Viele Gebäude waren teilweise oder ganz zerstört.[Sturma 2020]
Beim
Weserhochwasser am 10. Februar 1946 erreicht der Pegel in Minden einen Wasserstand von 7,90m. Wieder einmal stehen weite Teile des Dorfes unter Wasser.
Bis in die 1950er Jahre wird von Frauen noch vereinzelt die althergebrachte traditionelle Kleidung, die so genannte
Friller Tracht, getragen. Die Männer hatten die Tracht schon mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts abgelegt.
1950 hat Leteln 1744 Einwohner. Zur Versorgung der Einwohner gibt es in den Folgejahren zahlreiche Lebensmittelgeschäfte, eine Bäckerei, Geschäfte für den periodischen Bedarf (z.B. Blumen und Pflanzen, Schuhe, Fahrräder, Geschirr etc.), Gastwirtschaften und eine medizinische Versorgung.
Nach einer Erweiterung der
Schule im Jahr 1957 sorgt 1964 ein großzügiger Anbau mit neuen Sanitäranlagen, einer Pausenhalle, Sitzungsräumen, einer Aula und einer Sporthalle mit Lehrschwimmbecken und Umkleiden für eine moderne Schuleinrichtung in Leteln. Im gleichen Jahr wird die St. Markus Kirche an der Teichstraße eingeweiht. Das Bürgerbataillon wird 1963 ins Leben gerufen und 1964 findet das erste Dorfgemeinschaftsfest statt. Aus der Letelner Volksschule entsteht nach der Schulreform 1968 eine Grundschule für Leteln, Aminghausen und Päpinghausen. Leteln verliert 1973 seine Selbständigkeit und bildet seither zusammen mit Aminghausen mit 18 weiteren Bezirken die Stadt Minden. 2013 beschließt die Stadt Minden den Schulstandort Leteln aufzulösen. Zahlreiche Vereine und Vereinigungen beleben das Letelner Dorfleben mit seinen über 3000 Einwohnern.


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Der Flyer des Ortsheimatpflegers informiert über die wichtigsten Eckdaten des Dorfes Leteln.




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