Kirchenbücher des Kirchspiels Friedewalde

Stacks Image 5

Seite aus dem restaurierten ältesten Friedewalder Kirchenbuch

Die persönliche Familienforschung beginnt meistens mit der Durchsicht der Kirchenbücher und dem Sammeln der darin enthaltenen Daten. Diese Quellen nehmen daher in der Genealogie einen exponierten Platz ein. Häufig werden die Daten aus den kirchlichen Quellen durch Steuerlisten und Abgabeprotokolle ergänzt.
Zum Kirchspiel Friedewalde gehörten das Dorf Friedewalde mit dem Ortsteil Wegholm, der bis 1815 zu Südfelde gehörte, die Bartlinge ebenfalls bis 1815 zu Südfelde gehörig, dann zu Stemmer geschlagen, das Dorf Stemmer und die Danielsburg, ein Hof, der zu Todtenhausen gehörte, dann kurzfristig zu Stemmer und danach unter Kutenhausen geführt wurde.
Familienforscher stoßen im Kirchspiel Friedewalde auf Hindernisse. Einerseits sind die Gutsakten der beiden adeligen Güter in Friedewalde verschopllen und anderseits wurden die ältesten Kirchenbücher durch einen Wasserschaden verdorben.

Die ältesten Aufzeichnungen des Kirchspiels Friedewalde wurden von der damaligen schwedischen Regierung initiiert und für besonders schützenswert erachtet, da sie die ältesten Kirchenbuchaufzeichnungen des Landkreises darstellen. Sie wurden daher während des letzten Krieges in die Obhut der Kreissparkasse Minden gegeben und dort in einem Tresor aufbewahrt. Der damalige Pfarrer Neumüller kehrte aus dem Krieg nicht zurück, und so mag der Umstand, dass die Friedewalder Kirchenbücher noch im Tresor in Minden lagen, in Friedewalde nicht mehr allgegenwärtig gewesen sein. Man holte die Bücher nach dem Krieg nicht zurück und so wurden sie vom Weserhochwasser 1946/1947 überrascht und durchweicht. Auch nach dem Hochwasser wurden keine Sofortmaßnahmen zur Sicherung und Rettung der Kirchenbücher unternommen. Aus heutiger Sicht scheint das unverantwortlich, aber damals hatten die Menschen andere Sorgen und das Interesse an Ahnen- und Familienforschung war nach den Erfahrungen der nationalsozialistischen Zeit nicht besonders groß, wie man sich vorstellen kann. So blieben die Bücher unberührte Pappmaché. Von den Familienforschern wurden die Daten als verloren betrachtet. Verschiedene Versuche die Bücher restaurieren zu lassen, blieben erfolglos. Die Familien- und Heimatforscher stützen sich auf Aufzeichnungen, die vor dem Verlust der Kirchenbücher gemacht wurden und auf andere Quellen, wie Hofakten, Steuer- und Abgaberegister, Kirchenrechnungen und vieles mehr. In einschlägigen Diskussionen wurde immer wieder der Verlust der Kirchenbücher bedauert.
Ludwig Koechling [Koechling, 1970] stellte bei seinen Forschungen zu den Kirchenbüchern und kirchenbuchähnlichen Aufzeichnungen fest, dass für Friedewalde folgende Bücher durch das Weserhochwasser beschädigt wurden:
Taufen, Trauungen und Sterbefälle 1640 – 1766
Taufen, Trauungen und Sterbefälle 1767 - 1805
Taufen, Trauungen und Sterbefälle 1806 – 1810 und 1815 - 1817
Taufen, Trauungen und Sterbefälle 1811
Taufen, Trauungen und Sterbefälle 1814
Taufen, Trauungen und Sterbefälle 1818 - 1819
Nach den Ausführungen Koechlings und im Vergleich mit den Kirchenbuchduplikaten im Personenstandarchiv Detmold ergibt sich folgendes Bild:
Die Duplikate der Kirchenbücher und Zivilstandsregister decken den Zeitraum der beschädigten Kirchenbücher von 1809 bis 1812 und von 1815 bis 1819 ab. Sie werden in Landesarchiv NRW, Abteilung Ostwestfalen-Lippe aufbewahrt Die Jahre 1812 und 1813 befinden sich noch in Friedewalde. Koechling geht auch auf die Versuche zur Restaurierung der Bücher ein: „Die Bemühungen, durch Restaurierung wenigstens Reste dieser Kirchenbücher zu retten, werden auf Veranlassung des Archivs der Evangelischen Kirche in Westfalen fortgesetzt. Gegenwärtig wird versucht, ein neues Verfahren anzuwenden. Ob eine Wiederherstellung der Kirchenbücher möglich ist, lässt sich auf Grund des bisherigen Standes der Restaurierungsarbeiten noch nicht sagen.“

Inzwischen wurde das älteste Kirchenbuch, das die Eintragungen zu den Taufen, Eheschließungen und Beerdigungen von 1640 - 1766 enthält restauriert. Beim Trennen der Blätter sind Verluste aufgetreten, ebenso wie Teile derer Eintragungen oder der Seiten durch den Pilzbefall derart angegriffen wurden, dass sie kaum oder gar nicht zu lesen sind. Zur Zeit werden die Daten von einem Team ausgelesen und wegen der besseren Durchsuchbarkeit in eine Datenbank überführt. Nach der Transskription sind die Daten schätzungsweise mit einem Fehler von 5% behaftet. Zusätzlich enthalten die Daten einen gewissen Prozentsatz an Unsicherheit, der aus der schwierigen Lesbarkeit resultiert. Die Unsicherheiten sind in der Datenbank gekennzeichnet und können durch Abgleich mit anderen Datensätzen z.T. geklärt werden.
Das Auslesen der Daten ist ein lang andauernder schwieriger Prozess, der zur Zeit noch andauert.

Die erhaltenen Kirchenbücher der ev. luth. Kirchengemeinde Friedewalde sind kostenpflichtig über die online Plattform Archion einzusehen (www.archion.de). Friedewalde gehört zum Kirchenkreis Minden. Die Kirchenbücher findet man unter "Westfalen, Landeskirchliches Archiv der Evangel. Kirche, Kirchenkreis Minden, Friedewalde":
Band 1: Taufen, Beerdigungen, Trauungen 1812-1813
Band 2: Trauungen 1811
Band 3: Taufen, Beerdigungen, Trauungen 1818-1819
Band 4: Taufen, Trauungen, Beerdigungen 1820-1839, Konfirmationen 1820 - 1840
Band 5: Taufen, Trauungen, Beerdigungen 1840-1864, Konfirmationen 1841-1864
Band 6: Taufen, Trauungen, Beerdigungen 1865-1884, Konfirmationen 1865-1894
Band 7: Taufen 1884.1918, Trauungen 1884-1925, Beerdigungen 1884-1887
Band 8: Taufen 1837-1839, Beerdigungen 1820-1839, Trauungen 1832, -1838. Konfirmationen 1820-1840 (vermutlich identisch mit den Eintragungen im Band 4)